Schützenvereine gibt es bereits seit dem frühen 19. Jahrhundert. Sie haben also eine sehr lange Tradition, auf die bisher kaum jemand verzichten will. In Deutschland gibt es rund 14.986 Schützenvereine, so zumindest der Stand in 2011. Derzeit sieht es aber so aus, als könne diese Zahl zunehmend sinken, denn auch wenn viele an den Schützenvereinen festhalten, weil diese sie das ganze Leben begleitet haben und einen festen Bestandteil des Alltags ausmachen, so wird ein Rückgang der Mitgliederzahlen beobachtet. Das sorgt vor allem bei den Alteingesessenen für Kummer, denn gerade die kleinen Schützenvereine fürchten um ihre Existenz und damit den Verlust wertvoller Traditionen. Es muss also ein Kampf gegen sinkende Mitgliederzahlen gestartet werden, der nicht einfach ist, aber sich durchaus lohnen kann.
Woran liegt der Mitgliederrückgang?
Die Frage ist, warum immer weniger Menschen sich für den Eintritt in den Schützenverein entscheiden. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Franz Kimmel, der 2. Schützenmeister des ehemaligen Schützenvereins D’Hausnertaler Heimhof hatte gegenüber onetz.de folgende These aufgestellt: „Die Mitglieder wurden immer älter, und Jugendliche haben wir mit unserem Angebot kaum noch erreicht.“
Im Klartext heißt das, und das berichten auch zahlreiche andere Vereine, dass junge Leute sich Sportvereine suchen, in denen Sie aktiv sein können. In Schützenvereinen ist es so, dass die Mitglieder unter 12 Jahren mit einem Laser „schießen“ dürfen und sich ab 12 Jahren an einer Luftpistole probieren können. Das hat der Gesetzgeber so entschieden und es sieht nicht danach aus, dass sich das in nächster Zeit ändern wird. Doch schon vor diesem Alter wollen viele Kinder schon sportlich aktiv sein und sind daher schon in Sportvereinen, sodass sie dann auch dort Mitglied bleiben, weil sie dort ihre Leidenschaft, Freude und Erfolge gefunden haben.
In Sachen Werbung werden den Schützenvereinen einige Steine in den Weg gelegt. So verbietet die Landesschulbehörde unter anderem, dass man an Schulen werben darf. Hintergrund dessen sind die Amokläufe. Also müssen sich die Vereine andere Wege überlegen.
Werbung für Schützenvereine
Manche Schützenvereine modernisieren sich und erlauben den besonders jungen Interessierten, Lichtpunktgewehre zu nutzen. Dafür braucht es spezielle Anlagen, in die einige gerne investieren. Doch das alleine reicht nicht. Es ist wichtig, dass vor allem die älteren Mitglieder verstehen, dass Moderne und Tradition und Brauchtum miteinander harmonieren können und nicht in Konkurrenz zueinander stehen. Dabei entsteht wahrscheinlich das größte „Problem“, denn bisher dümpelten die Vereine vor sich hin, doch es ist wichtig, in die Offensive zu gehen und auf sich aufmerksam zu machen.
Auch auf Messen sind Schützenvereine zugegen, um den Besuchern dieses tolle Hobby näher zu bringen. Ferienpassaktionen sollen ebenfalls anlocken.
Der Deutschen Schützenbund (DSB) hatte 2015 eigens zur Verbesserung der Mitgliederzahlen die Aktion „Ziel im Visier – Zukunft Schützenverein“ ins Leben gerufen. In der bundesweiten Kampagne ging es darum, vor allem auch „Randgruppen“ zu integrieren. In vielen Vereinen sind Menschen mit Handicaps oder mit Migrationshintergrund eher spärlich gesät, doch auch sie machen einen großen Teil der Interessierten aus und sollten entsprechende Angebote erhalten, die es attraktiv machen, einem Schützenverein beizutreten.
Besonders wird der Fokus auf die sozialen Netzwerke gelegt. Bisher haben es nur wenige Schützenvereine geschafft, beispielsweise eine Facebook-Seite zu erstellen – ein Problem der fehlenden jungen Menschen und der älteren Mitglieder. Doch heute geht ohne die sozialen Netzwerke nichts mehr.
Ziel der Aktion „Ziel im Visier – Zukunft Schützenverein“ ist es, bis 2018 1,5 Millionen Mitglieder zu haben. Ob das klappt, muss sich noch zeigen.
Die Schützenvereine in Wambel und Körne haben sich 2012 etwas ganz Besonderes überlegt, als beide über sinkende Mitgliederzahlen klagten. Sie schlossen sich zusammen und feierten ein gemeinsames Schützenfest, um so die Kosten zu senken, weil die Summe zu viel ist, um sie alleine zu stemmen und zudem aufgrund von strengeren Auflagen die Zuschüsse fehlen.
Wenn die Mitgliedergewinnung nicht klappt
Sollten die einzelnen Schützenvereine den Kampf gegen die sinkenden Mitgliederzahlen nicht gewinnen können, wird es ihnen über kurz oder lang wie dem Schützenverein D’Hausnertaler Heimhof gehen. Dieser gab im April 2016 seine Auflösung bekannt. Von den 60 Mitgliedern waren nur noch fünf oder sechs aktiv gewesen, die auch zu den Treffen kamen, wie der 2. Schützenmeister Franz Kimmel gegenüber onetz.de berichtete.
Wir hoffen sehr, dass es nicht noch weiteren Schützenvereinen so ergehen muss, denn damit verlieren viele Mitglieder eine Art „zweites zu Hause“ und ein gutes Stück deutsche Tradition geht verloren.