Ob wir es wahrhaben wollen oder nicht, es gibt sie immer noch, die Frauen- und Männerdomänen. Während sich die Herren der Schöpfung immer noch in eher „derberen“ Berufen und Hobbys wohlfühlen, mögen Frauen es allzu gerne sozial, ruhig und beratend. So finden Sie „in der freien Wildbahn“ eher Männer, die dem Motorsport oder Fußball nachgehen, während Frauen als Arzthelferinnen oder Verkäuferinnen arbeiten und zum Zumba gehen. Bevor Sie, liebe Damen und Herren, aufschreien, seien Sie nicht allzu erzürnt über diese stereotypische Beschreibung. Wir alle wissen, dass sich die „Männer- und Frauendomänen“ immer mehr vermischen – und dennoch gilt es, manche Bereiche genau auf ihren Frauenanteil zu untersuchen. Heute gilt unser Interesse besonders gern gesehenen Vereinsmitgliedern. Die Rede ist von den Schützenfrauen.
Frauen an der Waffe?
Ein großer Schritt in Richtung „Gleichberechtigung“ war der Tag, als Frauen zum Bund durften und nicht mehr nur als Sanitäterin oder im Militärmusikdienst dienen durften. Seit dem 1. Januar 2001 ist es ihnen möglich, den Dienst an der Waffe anzutreten und das als Panzerkommandant, Pilotin oder was immer sie auch wollen. Bisher haben sich 17.000 Frauen verpflichtet.
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Ein ähnliches Bild ist auch in den Schützenvereinen zu sehen – es scheint, als seien hier vor allem Männer Mitglieder, auch wenn es nie ganz den weiblichen Gegenpart ging. Denn er war es, der im Hintergrund agierte und organisierte. Im Zuge der Gleichberechtigung, die auch heute in den Schützenvereinen teilweise immer noch nicht ganz angekommen ist, wollen und sollen auch Frauen eintreten dürfen. Mittlerweile ist das kein Problem mehr und es gibt immer mehr Schützenfrauen. Seit 1956 gibt es den, vom Bund der historischen deutschen Schützenbruderschaften, kurz BHDS, eingeführten, Bundesköniginnentag. Er wird seit dem einmal jährlich an wechselnden Standorten gefeiert.
Gute Gründe für Schützenfrauen
Sicher haben Sie schon gehört, dass viele Schützenvereine um ihr Überleben kämpfen. Die Mitgliederzahlen sind seit Jahren rückläufig und manch einen Verein hat das schon sein Bestehen gekostet. Alleine aus diesem Grund kann sich kein Verein einen Ausschluss von Frauen leisten. Mittlerweile freut man sich größtenteils auch über die Damen, denn sie bringen frischen Wind mit, womit sie für den modernen Touch, bei den oft als „staubig“ abgestempelten Schützenvereinen sorgen. Zwar sind sie nicht in jedem Verein als „vollwertige Mitglieder“ aufgenommen, doch wenn sie es sind, bieten sich ihnen alle Möglichkeiten, die dort auch jeder Mann hat. So können Sie nicht nur am Vereinsleben teilnehmen und es gestalten, sondern dürfen auch zum Königsschießen antreten. Gerade das ist für viele Frauen ein Highlight, denn so können sie den Herren beweisen, dass auch sie Potenzial haben. Wer einen Schützen zum Lebenspartner hat, der entwickelt meist auch Interesse an diesem Hobby – umso schöner, wenn es beide zelebrieren können.
Die traditionelle Kleidung der Schützenfrauen
Für sie gelten dieselben Regeln wie für die Schützenherren. So müssen auch Sie eine Uniform, die sogenannte Schützenkleidung tragen. Diese unterscheidet sich in ihrem Look von Schützenverein zu Schützenverein, doch womit ein jedes Mitglied ausgestattet sein muss, ist in den meisten Vereinen gleich geregelt.
Da Schützenvereine sehr auf die Einhaltung der Traditionen bedacht sind, wird hier auch auf eine typisch feminine Kleidung geachtet.
Zu den Basics eines jeden Schützenvereinsmitgliedes gehört eine komplette Ausstattung aus „nackter“ Schützenjacke (also zu Beginn ohne Abzeichen), Schützenhut, Schützenweste, Handschuhen und Schützenhose. Die Schützenfrauen tragen in der Regel eine Bluse und einen Rock. Selbstverständlich orientiert sich das Outfit an den Vereinsfarben, sodass alle beispielsweise eine grüne Schützenjacke über einer weißen Bluse oder einem weißen Hemd tragen und einer schwarzen Hose bzw. Rock. Auch andere Farbkombinationen sind möglich, aber sie alle aufzuzählen würde den Rahmen sprengen.
Was von den Schützenfrauen erwartet wird
Neben dem Tragen der korrekten Vereinskleidung werden auch dem Vereinskodex entsprechende charakterliche Eigenschaften vorausgesetzt – hier sollen und wollen die Schützenfrauen ihren männlichen Kollegen schließlich in Nichts nachstehen.
Für eine Schützenfrau ist es wichtig, eine hohe Kameradschaftlichkeit zu zeigen. Auch, dass sie pünktlich und pflichtbewusst sind, ist ausschlaggebend. Sie dürfen sich vor keinen Aufgaben scheuen und sollen wissen, was sie wollen. Die Zeiten, in denen Frauen nur als „schmückendes“ Beiwerk dabei sein durften oder lediglich dazu dienen, die Aufgaben zu erledigen, die die Herren als keine „Männeraufgaben“ erachten, sind vorbei – auch wenn sie immer noch gerne freiwillig übernommen werden.
Wichtig ist zu wissen, dass eine Frau dieselbe Rolle wie ein Mann einnehmen kann. Ob als „Schützenschwester oder Sportschützin, als Königin oder Throndame, als Frau, die sich einfach an der Schützentradition erfreut, als Frau, die das weiße Hemd ihres Mannes bügelt oder seine Orden festnäht“, wie es Brudermeister Heinz Sudhoff in seiner Rede zum Auftakt des 57. Bundesköniginnentages in Verl am 19. Mai 2012 so treffend formulierte.