Schützenvereine haben eine lange Tradition. Sie entstanden schon im frühen 19. Jahrhundert und haben sich bis heute gehalten. Selbstverständlich unterliegen auch sie den Veränderungen, die die letzten zwei Jahrhunderte so mit sich gebracht haben. Dennoch stehen unsere Schützenvereine für die traditionelle Brauchtumspflege, zu der auch die entsprechenden Schießsportarten gehören. Als Vereinsmitglied sind sie bestens darüber informiert, doch als „Interessent“ fragt man sich schnell, was darunter verstanden wird. Diese, nicht allzu schlimme, Wissenslücke möchte Ihr Deitert-Team heute füllen.
Die traditionellen Schießsportarten im Überblick:
• Traditionelles Armbrustschießen
Die Armbrust, die als Vorbote der Feuerwaffen gilt, ist eine Fernwaffe, bei der ebenso wie beim Bogensport, mit einem Pfeil geschossen wird. Woher der Begriff stammt, ist nicht genau erforscht. Erste Aufzeichnungen und Funde dieser Waffe stammen aus dem 5. Jahrhundert v. Chr., genauer aus dem antiken Griechenland. Wahrscheinlich wurde sie damals von römischen Soldaten benutzt, aber auch in anderen Ländern finden sich Hinweise auf die Nutzung. In Europa wurde sie 1139 wegen „Unritterlichkeit“ verboten, weil sie durch nichts aufzuhalten war – zumindest, wenn es sich bei dem Ziel nicht um Heiden handelte.
Auch heute gilt die Armbrust als Sportwaffe, die heute nicht mehr aus Holz, sondern vielmehr aus Kunststoff, welches glas- und kohlenstofffaserverstärkt ist und Metall gefertigt wird. Sie ist auch ein Teil des Sportschießens, welches der Sportordnung des Deutschen Schützenbunds, der Internationalen Armbrustschützen Union (IAU) und der World Crossbow Shooting Association (WCSA) unterliegt und in unterschiedlichen Disziplinen ausgeübt werden kann. In der Regel wird heute auf Zielscheiben geschossen und es gibt sowohl sehr moderne Modelle als auch eher traditionelle.
• Traditionelles Bogenschießen
Das Bogenschießen, bei dem der Schütze mit Pfeil und Bogen schießt, erlebt derzeit ein echtes Revival. Durch die Bank weg, ganz gleich, ob Jung oder Alt, Frau oder Mann, Manager oder Mittelalterfan: Sie alle wollen diese traditionelle Schießsportart erlernen – und das aus den unterschiedlichsten Gründen.
Die einen finden, dass man als Schütze die wohl älteste menschliche Jagdform, sie es seit mindestens 14.000 Jahren gibt, beherrschen sollte, wenn man auch mit modernen Waffen schießt. Die anderen zieht die besondere Ästhetik dieses Sports in den Bann und wieder andere sind an der dahinterstehenden Technik interessiert. Die Gründe sind so vielfältig, wie die, überhaupt das Schießen erlernen zu wollen.
Während Pfeil und Bogen damals zum Jagen und zur Verteidigung genutzt wurden, sind heute andere Waffen im Einsatz. Dennoch wird der Bogensport immer noch mit Begeisterung ausgeübt. Im Laufe der Zeit haben sich auch die Bögen verändert und sind viel technischer geworden, doch darin liegt für viele kein Reiz, sie wollen ohne all die modernen technischen Hilfsmittel schießen. Hierfür wird ein Recurvebogen oder ein Langbogen sowie einige weitere genutzt. Wenn im Schützenverein nicht auf Zielscheiben und Attrappen geschossen wird, so können sportliche Wettkämpfe in Parcours stattfinden. Was genau Ihr Schützenverein anbietet, sollten Sie erfragen, wenn Sie sich für den Bogensport interessieren.
• Das traditionelle Vogelschießen
Die älteste und am meisten verbreitete traditionelle Art des Schießens in den Schützenvereinen ist das Vogelschießen, auch wenn niemand so genau weiß, wie es entstanden ist und warum überhaupt. Man weiß nur, dass es das mindestens seit dem Mittelalter gibt, und es auch als eine Art Opfergabe zu sehen war. Es wird sehr oft, um den Traditionswillen, mit einer Armbrust betrieben, mittlerweile werden auch andere Waffen benutzt, weil es damals als ein ganz normaler „Armbrustwettbewerb“ war.
Wenn die Schützenvereine zum Vogelschießen rufen, passiert dies in der Regel an den Pfingsttagen. Traditionell wird ein 20-teiliger „Vogel“, eine aus Holz gestaltete Attrappe, auf einem 29 Meter hohen Mast befestigt, der dann im 80-Grad-Winkel mit der Armbrust abgeschossen wird. Je nach Schützenverein werden die abgeschossenen Teile unterschiedlich gewertet. Während es mancherorts um die Anzahl geht, geht es woanders um das Gewicht und in wieder anderen Vereinen geht es rein um den Kopf, der den Schützen, der ihn erwischt, zum Schützenkönig macht.
Wer beim Vogelschießen dabei sein möchte, muss mindestens 18 Jahre alt sein, mit Ausnahme mindestens 16. Es dient auch dazu, andere Ehrentitel als den des Schützenkönigs zu vergeben, die mehr oder weniger ehrenvoll sind. Da wäre beispielsweise der „erste Ritter“, sozusagen der Vize-Schützenkönig. Der Schütze, der den Schuss abgab, der am schlechtesten verwertbar war, bekommt den Titel „Schlumpenkönig“, wenn denn im jeweiligen Verein Wert auf solche Titel gelegt wird.
Heute ist Schießsport im Schützenverein natürlich viel moderner. Mehr dazu finden Sie in weiteren Artikeln unseres Magazins.